Interview: Für skalierbare und verantwortungsbewusste KI in den Medien: Ein Gespräch mit dem CIO von Stibo DX
Den verantwortungsvollen, transparenten und skalierbaren Einsatz von KI in einem Medienunternehmen erfolgreich zu etablieren, ist keine leichte Aufgabe. Die mühevolle Arbeit mit unzusammenhängenden, voneinander abgeschotteten KI-Dienstleistungen, die oft per Copy/Paste aus dem Browser in das Redaktionsprogramm kopiert werden, gehört der Vergangenheit an, seitdem Redaktionsmitarbeitende neue KI-Tools entdecken und einsetzen.
Mark Van de Kamp hat schon einiges an Innovationen in der Medienbranche miterlebt. Er ist seit fast 21 Jahren im Bereich der Medientechnologie tätig, derzeit als Chief Innovation Officer bei Stibo DX, dem Unternehmen, das hinter der Media Enterprise Plattform CUE steht.
Kürzlich hat das Stibo DX seine neue KI-Plattform namens CUE Autopilot vorgestellt. Sie ist als Abstraktionsebene über der CUE-Plattform konzipiert, sodass KI-Implementierungen skalierbar und einfach zu verwalten sind, und das über alle Marken und Titel hinweg.
Wir haben uns mit Mark Van de Kamp, CIO bei Stibo DX zu einem Gespräch über die Skalierbarkeit von KI getroffen:
Mark, KI hat in unserer Branche unterschiedlichste Reaktionen hervorgerufen, von Bewunderung bis hin zu Skepsis. Könnten Sie für uns zusammenfassen, wie Sie zur Rolle der KI in den heutigen Nachrichtenmedien stehen?
Mark: Als OpenAI im November 2022 sein Large Language Model vorstellte, wurde schnell klar, dass dieses Phänomen unsere Branche ziemlich umkrempeln würde. Bei Stibo DX sahen wir, dass es sowohl ein Interesse als auch einen Bedarf gab, innerhalb unserer CUE-Community Ideen auszutauschen, wie man damit umgehen kann. Viele Akteure haben Angst, Chancen zu verpassen, und fürchten sich gleichzeitig vor den Risiken, die mit der Einführung einer brandneuen Technologie in der Redaktion verbunden sind. KI entwickelt sich derzeit rasant, aber gleichzeitig glaube ich, dass wir an einem Scheidepunkt angelangt sind, an dem KI ihren Wert für jeden Journalisten und nicht nur für Super-User beweisen muss.
Bei Stibo DX arbeiten Sie daran, KI für Medienkonzerne mit einer integrierten Medienplattform skalierbar zu machen. Könnten Sie uns etwas mehr über Ihre Herangehensweise an diese Aufgabe erzählen?
Mark: Für uns als Anbieter von Softwarelösungen war schnell klar, dass KI die Entwicklung unserer Plattform beeinflussen wird. Wir hatten also einen starken Bedarf zu lernen und mussten differenzieren was möglich ist und was was echte Mehrwerte schafft. Da unsere CUE-Community hauptsächlich aus Rundfunkanstalten, Mediengruppen und Medienkonglomeraten besteht, drehte sich das Gespräch schnell um die Frage, wie KI im großen Maßstab aussehen könnte.
Es war naheliegend, unsere Community noch stärker in die Gestaltung der Produktinnovationen einzubeziehen. Unsere Lösung zur Print Automation wird beispielsweise gemeinsam mit Kunden als Entwicklungspartnern entwickelt, was uns eine völlig neue Dimension bei der Definition und Entwicklung der Lösung, sowohl in Bezug auf die Funktionalität als auch auf die Benutzeroberfläche, ermöglicht. Beim Thema KI wollten wir es jedoch anders machen und beschlossen, eine KI-Arbeitsgruppe einzurichten. Als stabiler, langfristiger Partner für unsere Kunden dürfen wir uns nicht von dem Potenzial blenden lassen, das wir in KI sehen, und die Arbeitsgruppe hat uns während der Entwicklung von CUE Autopilot auf dem Teppich gehalten.
Wie hat diese Arbeitsgruppe das Grundverständnis für den Einsatz von KI in den Redaktionen beeinflusst?
Mark: Die Gruppe hat uns sehr dabei geholfen, das Potenzial von KI in der Redaktion zu verstehen. Eine wichtige Erkenntnis aus unseren Gesprächen ist der Wert der Einfachheit von KI-Tools. Anstatt die umfassendsten und ausgefeiltesten Tools anzubieten, setzen wir Schwerpunkte und implementieren hochwertige und benutzerfreundliche Arbeitsabläufe. Diese Tools sind darauf ausgelegt, wiederkehrende Aufgaben weitestgehend zu übernehmen, was für effiziente Arbeitsabläufe unerlässlich ist. Auf diese Weise können Benutzer Inhalte einfacher und effizienter in einer kontrollierten, zuverlässigen und gut verwalteten Umgebung erstellen.
In unseren breiteren Diskussionen in der Gruppe gehen wir zwar auf tiefer gehende Themen ein, aber unser Hauptaugenmerk liegt nach wie vor auf Benutzerfreundlichkeit, Berechenbarkeit, Skalierbarkeit und der nahtlosen Integration von KI in bestehende Arbeitsabläufe.
Warum ist die Governance in Sachen KI in großen Medienunternehmen so wichtig?
Mark: Eine wirksame Governance, einschließlich der Rückverfolgbarkeit, ist für den verantwortungsvollen Einsatz von KI-Tools unerlässlich. Sie bringt sowohl rechtliche Standards als auch ethische Normen in Einklang und stellt sicher, dass KI-gestützte Initiativen transparent sind und das Vertrauen der Zielgruppe in die Medien erhalten bleibt.
Darüber hinaus sorgt die Governance für die Skalierbarkeit von KI-Tools. Das bedeutet, dass diese Tools in puncto Kapazität und Funktionalität wachsen können, ohne dass ihre Leistung beeinträchtigt wird, sodass sie die übergeordneten Ziele des Unternehmens unterstützen. Governance spielt eine strategische Rolle, da sie auch die Koordination der KI-Entwicklung über verschiedene Abteilungen hinweg erleichtert. Dadurch werden nicht nur die Arbeitsabläufe einzelner Redaktionen effizienter, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette des Konzerns.
Wie wird CUE der Notwendigkeit von Governance für KI gerecht?
Mark: Wir haben vor kurzem ein neues KI-Produkt namens CUE Autopilot auf den Markt gebracht – das Ergebnis der Anregungen und des Feedbacks, das wir in den Sitzungen der KI-Arbeitsgruppe im vergangenen Jahr erhalten haben.
CUE Autopilot stellt sicher, dass der Einsatz von generativer KI in allen Phasen des Content-Workflows kontrolliert und nachvollziehbar bleibt und dass keine KI-generierten Inhalte ohne menschliche Genehmigung veröffentlicht werden. Wenn neue KI-gestützte Tools verfügbar gemacht werden, lassen sich diese nahtlos in den CUE-Workflow integrieren. Dabei behalten Sie die Kontrolle über Ihre journalistische Integrität und die Einhaltung von Vorschriften. Praktisch gesehen handelt es sich um eine Abstraktionsebene auf unserer CUE Media Enterprise Plattform, die sich mit der Implementierung von KI in den drei Produkten beschäftigt, die Teil unserer Plattform sind: CUE Content Store (CMS), CUE Print (Print CMS), und CUE DAM (Digital Asset Management). Mit einer konsolidierten Plattform wie CUE und einer zusätzlichen KI-Ebene sind wir in der Lage, die KI auf Konzernniveau zu skalieren, zu steuern und darauf zuzugreifen, da die Benutzer und Titel auf Konzernniveau in die CUE-Lösung eingebunden werden.
Was steht als Nächstes an im Bereich KI, und was sind die wichtigsten Entwicklungen auf der KI-Roadmap für CUE?
Mark: Es ist wichtig zu betonen, dass es einen Unterschied gibt zwischen neuen KI-Tools, die von verschiedenen Anbietern zur Verfügung gestellt werden, und der Infrastruktur, die die Nutzung dieser Tools innerhalb der CUE-Plattform unterstützt – unsere Verantwortung beschränkt sich auf die Bereitstellung einer gut verwalteten Infrastruktur für Integrationen, wenn neue (wertvolle) KI-Möglichkeiten entstehen. Wir finden die neuen Möglichkeiten der automatischen Videogenerierung, Text-to-Speech usw. zwar spannend, aber unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, wie sie in CUE genutzt werden können und diese Funktion zu entwickeln.
Ein weiterer Bereich, den wir bald ausbauen wollen, ist die verbesserte Berichterstattung und Nachverfolgung des Einsatzes von KI in der Redaktion, z. B. bei wie vielen Artikeln KI im Spiel war, welche Absätze, Faktenkästchen usw. generiert wurden und ähnliche Kennzahlen. Das Management muss in der Lage sein, das zu überwachen.
Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass unsere KI-Lösungen die journalistischen Abläufe verbessern, anstatt sie komplizierter zu machen. Eine gute Benutzeroberfläche ist ein dynamisches Unterfangen, und wir führen viele Tests und Iterationen durch, um sicherzustellen, dass die Benutzererfahrung für Journalisten, die mit KI arbeiten, in CUE übersichtlich und effizient bleibt.
Möchten Sie mehr über Autopilot oder die Leitlinien lesen, die Stibo DX bei der Arbeit mit KI befolgt? Klicken Sie hier.