Hilfreiche Journalisten-Tools: Der Einsatz von WhatsApp in Redaktionen
Die alltägliche Arbeit vereinfachen?
Es gibt viele digitale Werkzeuge für den Redaktionsalltag. Welche sind für Journalisten wirklich sinnvoll und wieviel Potential verbirgt sich eventuell noch hinter den Standardfunktionen von Evernote, Slack und Co.?
Am 06. Juli bieten wir Ihnen im Rahmen des Seminars “Die besten Journalisten-Tools für Smartphone und Computer” in München hilfreiche Tipps rund um praxiserprobte Werkzeuge zur Themenplanung, Berichterstattung und Recherche. Referent Sebastian Brinkmann, Director Publishing Services bei der Rheinische Post Mediengruppe und Gründer des Blogs Journalisten-Tools.de stellt diverse Programme, Web-Dienste, Browser-Plugins und Apps vor und gibt Tipps für den optimalen Einsatz.
Beispiel: WhatsApp in Redaktionen
Redaktionen, die WhatsApp bespielen wollten, mussten sich früher ein Smartphone an den Desk legen und jeden Abonnenten von Hand einpflegen. Das ist zum Glück vorbei, denn Anbieter wie WhatsBroadcast und WhatsPRO bieten eine Web-Oberfläche, für Versand und Abonnenten-Pflege. Das schafft neue Möglichkeiten in den Redaktionen, wie die Beispiele Augsburger Allgemeine und Tierischer Volksfreund zeigen.
Was kosten WhatsApp-Dienste?
Bekanntester Spieler auf dem Markt ist sicherlich WhatsBroadcast, in dem die Anbieter WhatsService und InstaNews aufgegangen sind, nachdem es im vergangenen November massive Probleme gab. Erst seit November am Markt ist Whatspro, aber dort konnte man mir auf Nachfrage kein Medienhaus als Referenzkunden nennen.
Der kleinste Tarif bei WhatsBroadcast erlaubt den Versand an bis zu 500 Abonnenten und kostet 49 Euro im Monat. Die Nachrichten werden innerhalb von 30 Minuten zugestellt. Jeder weitere Abonnenten kostet 9 Cent. Wer 299 Euro im Monat zahlt, kann bis zu 3000 Abonnenten innerhalb von 15 Minuten anschreiben und zahlt für jeden weiteren Abonnenten 4 Cent. Wer mehr als 3000 Abonnenten hat, erfährt seinen Preis auf Anfrage. Der Vertrag ist monatlich kündbar und das Angebot lässt sich 14 Tage lang testen, verspricht die Firma mit Sitz in Augsburg.
Bei Whatspro beginnt der kleinste Tarif mit 100 Abonnenten für 19 Euro, für 39 Euro (also 10 Euro weniger als bei WhatsBroadcast) kann man bis zu 500 Abonnenten erreichen und bis 1000 Abonnenten zahlt man 99 Euro im Monat. Weitere Abonnenten kosten im einfachsten Tarif 6 Cent, der Preis sinkt dann auf bis zu 2 Cent, wenn man mehr als 5000 Abonnenten (399 Euro/Monat) kontaktieren möchte. Auch hier sind die Tarife monatlich kündbar.
Die beiden Anbieter im Vergleich:
500 Abonnenten | 3000 Abonnenten | |
---|---|---|
WhatsBrocast | 49 Euro/Monat | 299 Euro Monat |
WhatsPRO | 39 Euro | 229 Euro |
Sind WhatsApp-Dienste erlaubt?
Genau genommen verbietet WhatsApp eine kommerzielle Nutzung seiner Plattform, weshalb Redaktionen sich in einer Grauzone bewegen. Entscheidend ist, dass die User sich von den Nachrichten nicht gestört fühlen und bei WhatsApp einen Missbrauch melden. Interessant ist dabei, dass mir WhatsBroadcast auch auf Nachfrage nicht erläutern wollte, wie der Versand der Nachrichten genau funktioniert. Ich kann nur spekulieren, dass WhatsBroadcast einen Weg gefunden hat, die App von WhatsApp auf Handys fernzusteuern, um so gegenüber der Facebook-Tochter als Nutzer zu erscheinen.
Wie nutzen Redaktionen WhatsApp?
Die Augsburger Allgemeine hat sich für den klassischen Weg entschieden: Sascha Borowski und sein Team verschicken Eilmeldungen direkt aus ihrem CMS per WhatsApp, aber auch direkt per Twitter und Push-Nachricht in die eigene App. „Wir können WhatsBroadcast über eine Schnittstelle direkt aus unserem CMS ansprechen, was die Arbeit der Redaktion deutlich vereinfacht“, sagt Borowski. Problematisch findet er, dass es bis zu 20 Minuten dauert, bis die Nachrichten beim Empfänger erscheinen. „Das ist bei zum Beispiel bei Stau-Hinweisen viel zu langsam.“
Einen anderen Weg hat der Trierische Volksfreund beschritten: Neben einem Nachrichten-Kanal wie in Augsburg informiert die Redaktion ihre Leser über aktuelle Geschwindigkeitsblitzer in der Region. Die Zahlen sind beeindruckend: Knapp 9000 Leser haben den Dienst inzwischen abonniert und pro Tag erreichen die Redaktion rund 150 bis 200 Blitzer-Meldungen, die schnellstmöglich an die User weitergeleitet werden. „Wir haben dafür ein eigenes Backend programmiert, um die einlaufenden Blitzer-Meldungen mit Geo-Daten versehen zu können“, erklärt Thomas Zeller, Leiter Crossmedia in Trier. Ein Mitarbeiter bearbeitet jede einlaufende Meldung. Dazu kommen Blitzer-Meldungen aus den Rathäusern. „Wir verschicken 12 bis 14 Meldungen pro Tag. Das ist deutlich mehr als andere, aber unsere Leser sind zufrieden und beklagen sich nicht“, sagt Zeller.
In Trier hat man derweil mit zwei Problemen zu kämpfen: Der Zeitversatz beim Empfang – was gerade bei Blitzer-Meldungen problematisch ist – und dem Phänomen, dass einige Abonnenten plötzlich keine Nachrichten mehr empfangen. „Von heut auf morgen bekommen sie keine einzige unserer Nachrichten mehr. Da hilft nur Abmelden und erneut anmelden von unserem Blitzer-Dienst“, empfiehlt Zeller.
Den Originalbeitrag finden hier Sie auf www.journalisten-tools.de.