Hohes Innovationstempo und stetig steigende Nutzungsdauer prägen den Mobile-Markt

6. Expertenforum Mobile zeigt Geschäftsmodelle, Trends und journalistische Formate

Mobile ist mehr denn je der Treiber für Innovationen und Strategien in Medienhäusern. Das haben nationale und internationale interessante Cases gestern beim 6. Expertenforum Mobile “Best of Strategie, Best Practices, Trends” deutlich gezeigt. Die Veranstaltung hat Impulse gegeben, mit denen Medienhäuser Strategien und Innovationen als Faktor für Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit entwickeln können”, fasste Sven König, Geschäftsführer der VDZ Akademie, das Forum zusammen.

Markt und Strategie

Im Mittelpunkt des Programm-Slots “Markt und Strategie” stand die eröffnende Keynote mit dem Titel ‚Der Europäische Mobile-Markt für Medienhäuser‘ von Walter Freese, Associate Director, TNS Infratest. “Mobile Devices sind mit großem Abstand die wichtigsten Devices überhaupt. Und jedes Gerät mehr bedeutet auch eine rapide steigende Nutzungsdauer”, stellte Freese heraus. Und weiter: “Je größer der Screen wird, desto stärker steigt auch der Bedarf an Bewegtbild-Inhalten.” Er rät den Verlagen zu einer Rückbesinnung auf deren eigenen USP: Expertise in den Bereichen Redaktion, Anzeigenmarkt und Vertrieb – verknüpft mit Mobile, denn die Kluft zwischen Nutzung und Werbeschaltung sei hier größer denn je.

Prof. Tanja Diezmann, Professorin für Interaction Design an der Hochschule für Künste Bremen und Geschäftsführerin von pReview digital design stellte mehrere Beispiele für die mögliche Weiterentwicklung von Wearables vor. Gleichzeitig hielt sie aber auch fest: “Lassen Sie sich von den ganzen Mobile-Möglichkeiten nicht verrückt machen. Im Grundsatz geht es immer um die Inhalte.”

Karsten Lohmeyer, Editorial Director, THE DIGITALE/Gründer, Lousy Pennies, riet dazu, genau zu schauen, welche Kanäle funktionieren und diese entsprechend zu nutzen und darauf aufbauend die Finanzierung unter anderem mit Mobile Banner, Native Advertising, Sponsoring, Paid Content etc. sicherzustellen.

Best Practices

Anhand des Praxisbeispiels WIRED Germany stellte Chefredakteur Nikolaus Röttger im Programm-Slot “Best Practices” die internationale Medienmarke mit digitalem Gesamtkonzept vor: den WIRED-Kosmos. Das Condé Nast-Modell besteht aus Magazin, Website, Newsletter, Events, Member- und Partnership sowie dem Wired Campus. “Unser gedrucktes Heft betrachten wir auch ‚nur‘ als ein Device. Alle anderen Plattformen sind gleichberechtigt”, stellte Röttger heraus.

“There’s a huge willingness to pay for almost everything online, except for journalism?” fragte Marten Blankesteijn, Founder, Blendle, in die Runde der Teilnehmer. Er zeigte sich angesichts des Spotify-Erfolgs optimistisch, denn vor zehn Jahren hatte keiner damit gerechnet, dass für Musik wieder bezahlt werden würde. Aus Sicht Blankesteijns’ schrecken Nutzer möglicherweise eher davor zurück, sich auf Websites online zu registrieren, als sich eine gute App runterzuladen, die sofort nutzbar ist. Junge Menschen würden für Journalismus bezahlen, wenn denn die Abwicklung und Bezahlung einfach und unkompliziert ist. Und er liefert das positive Beispiel gleich mit: Niederländische Verlage machen mit Blendle mittlerweile mehr Umsatz als mit Apple.

Dr. Peter Hogenkamp, President und CEO, Newscron, stellte seine vier Monate junge App Niuws vor. Der Schweizer News Aggregator bündelt Nachrichten nach Themen sortiert und setzt dabei auf Handkuration durch Experten, immer im Sinne von ‚Mobile First‘.

Norman Wagner, Managing Partner, MediaCom Beyond Advertising, zeigte, dass kreative Mobile-Werbung entgegen aller “Mobile Mythen” funktionieren kann. Voraussetzung sei hohes User Engagement, Brand Love, Relevanz, Kontext und Content. Diese ermöglichen höhere Engagementraten und Verweildauer, Bekanntheit, Shares, Likes, Views, denn “Buzz ist in allen Zielgruppen möglich”.

Das neu eingeführte Pecha Kucha-Format eröffnete Georg Dahm, Geschäftsführer, Fail Better Media, der mit seinem crowdfinanzierten Magazin Substanz für Hintergrundeinordnung steht: “News machen andere. Wir erzeugen ‚Lese-Ruhe‘”. Die folgenden 20 Charts à 20 Sekunden gehörten Christian Hasselbring, Partner bei HasselbringNeumann/Business Development LaterPay, der mit dem Paywall-Konzept LaterPay eine Möglichkeit anbietet, um aus ‚Pain Content‘ profitablen ‚Paid Content‘ zu machen. Mit wenigen Klicks können Anbieter digitale Inhalte verkaufen, indem der User erst ab einem Wert von 5 Euro bezahlt. Peggy Anne Salz, Chief Analyst und Gründerin von MobileGroove Media, rät zu “Push the identification! Analytics will tell you who your consumers are.”

Trends

Im letzten Programmpunkt des Forums “Trends” sieht sich Stefan Lange, Country Director, Germany & Spain, News Republic, als Bindeglied zwischen Lesern und Inhalten aus den Content Partnerschaften. “Wir publizieren nur jenen Inhalt, den die Publisher zur Verfügung gestellt haben.” Die Erlöse der Werbeinhalte, die News Republic generiert, würden mit dem Publisher geteilt.

Hansi Voigt, Geschäftsführer und Chefredaktor von watson.ch, plädierte für ein Umdenken: Die Menschen würden einen Beitrag nicht so lange lesen, bis sie ihn vollständig verstanden haben, sondern nur gerade so viel wie sie Zeit haben. “70 bis 75 Prozent unserer User sind mobile. Was demnach auf diesem Kanal nicht funktioniert, machen wir auch nicht.”

Das Expertenforum ist bei den 80 Teilnehmern auf große Resonanz und ein positives Echo gestoßen. Neben vielen Möglichkeiten zur individuellen Netzwerkpflege profitierten die Teilnehmer von einer ganzheitlichen Sicht auf Content, Werbeformate und Technik sowie belastbare Digitalstrategien und Geschäftsmodelle. “Passend zum hohen Innovationstempo der Mobile-Branche ist es gelungen, durch mehr innovative Praxisbeispiele und neuen Formaten, den Nutzwert des Expertenforums weiter zu erhöhen”, unterstreicht Sven König die Neuerungen der Veranstaltung.