Maßgeschneiderte Cloud-Lösungen und flexible Ausspielung: Wie Netcetera Verlage fit für die Zukunft macht | Interview mit Alexander Josef von Netcetera

Netcetera unterstützte im Oktober 2024 die MVFP Hamburg Innovation Tour als Sponsor. Im Rahmen dieser Unterstützung gab uns Alexander Josef ein Interview mit einem Überblick zu Produkten & Services.

**Ausspielung, maßgeschneiderte Lösungen und Cloud-Betrieb**

Herr Josef, können Sie uns einen Überblick über die Produkte und Services geben, die Netcetera Verlagen anbieten kann? Wie unterstützen Sie Verlage dabei, ihre Inhalte zielgerichtet und effektiv zu verbreiten?

Wir sind die Partnerin des Verlags für die Entwicklung und den sicheren und performanten Betrieb seiner digitalen User-Portale. Unsere Spezialität sind flexible und moderne Ausspielungs-Architekturen in Kombination mit einem H-CMS (Headless-CMS), wie z.B. Livingsdocs. Dabei haben wir es fast immer mit Multi-Portal-Lösungen für große Regionalzeitungsverlage zu tun, und nutzen dazu unsere eigene Content-Plattform als Basis für die Ausspielung.

Als Integratorin kennen wir die Elemente einer Verlags-IT, die mit der digitalen Publishing-Infrastruktur eine einheitliche Gesamtarchitektur ergeben müssen, und fügen diese passgenau zusammen. Dazu gehören Print-Produktionssysteme wie z.B. PEIQ NGEN, Subscription-Management, Paywall und SSO, Werbung, Analytics und natürlich auch Personalisierungen (Lesezeichen etc.).

Wir entwickeln und betreiben zusammen mit Partnern auch Gesamtsysteme für das digitale Publishing (Redaktionssystem, Ausspielung, Asset-Management) als SaaS (Software-as-a-Service).

Die deutsche Verlagswelt ist sehr vielfältig – Welche Lösungen bieten Sie an, um den spezifischen Anforderungen unterschiedlicher Verlage gerecht zu werden?

Das ist so, die Verlagswelt ist in der Tat vielfältig und hat dementsprechend auch ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Wir können nicht alles, und fokussieren uns daher auf die spezifischen Herausforderungen mittlerer und großer Verlage bei der Planung und Realisierung ihrer neuen digitalen Produkte – oder “Destinations”, wie man in letzter Zeit immer häufiger hört (Portale/Apps). Darin haben wir viel Erfahrung und bringen bestehende Assets mit ein.

Weiter helfen wir Verlagen bei der Automatisierung der Produktionsabläufe. Und da müssen wir uns nichts vormachen: Zeitungsverlage, die jetzt nicht mit Effizienzgewinnen und Erfolgen an der Kostenfront punkten, werden es sehr schwer haben!   

Welche Rolle spielt die Cloud in Ihren Produkten und welche Vorteile sehen Sie im Cloud-Betrieb gegenüber traditionellen On-Premises Lösungen für Verlage? Sind die Lösungen variabel skalierbar und anpassbar auf sich verändernde Anforderungen?

Aktuell sehen wir keine Alternative zum sicheren und skalierbaren Betrieb von Software-Lösungen in der Cloud bei einem der bekannten Hyper-Scaler.

AWS, als Beispiel, kann sich mit 100’000 Mitarbeitenden um den Betrieb der notwendigen Infrastruktur kümmern. Es ist sehr schwierig, dies selbst effizienter und sicherer zu machen. Allerdings ist auch erkennbar, dass die Hyper-Scaler ihre Vorteile in Form von immer höheren Service-Gebühren ausreizen, und vielleicht auch überstrapazieren. Man erkennt einen frühen Trend, dass einige SaaS-Firmen mit einem klar definierten Technologie-Stack und großen Skalen-Effekten zurück zu einem Eigenbetrieb gehen, und damit die Kosten optimieren können. Wir beobachten diesen Trend sehr genau.

Seit Jahren investieren wir in das Knowhow und den Aufbau unserer Cloud-Technologie. Unsere Infrastruktur-Ressourcen (Speicher, CPUs etc.) wachsen und schrumpfen dynamisch, je nach Last (z.B. Abfragen auf den Portalen) zu Gunsten eines kosteneffizienten Betriebs.

Mit welchen Sicherheitsmaßnahmen sind die Daten Ihrer Kunden in der Cloud geschützt und wie gewährleisten Sie eine nahtlose Integration Ihrer Lösungen in bestehende IT-Infrastrukturen?

Auf den Mythos, dass Daten in der Cloud nicht sicher seien, müssen wir hoffentlich nicht mehr eingehen. Es ist nämlich genau das: ein Mythos. Die Cloud-Betreiber haben x-fach höhere Ressourcen, um sich für die Sicherheit unserer Daten einzusetzen, als dass es ein Verlag oder auch wir als Technologie-Provider je haben werden.

Wenn es um die Applikationssicherheit und die Prozesse rund um die Bearbeitung der Kundendaten geht, arbeiten wir sehr eng mit unserem CISO (Chief Information Security Officer) und unseren Compliance-Verantwortlichen zusammen. Dabei werden Details der Handhabung von Kundendaten je nach Notwendigkeit und Bedürfnissen formell definiert (AVV/DPA).  Das klingt vielleicht etwas aufwändig, ist aber unabdingbar im Umgang mit wertvollen und schützenswerten Daten.

Weitere Stichworte für den sicheren Betrieb unserer Kundeninfrastruktur sind durchgängige Verschlüsselung der übertragenen Daten, Backups, Recovery-Fähigkeit im Falle des Verlusts eines gesamten Datencenters, und damit verbunden die konsequente Anwendung von Infrastructure-as-Code (IaS).

**IT Operation Management und Support**

Wie gehen Sie mit den Herausforderungen der Skalierbarkeit und Flexibilität im IT-Betrieb für Verlage um sowie mit IT-Störungen, um den Betrieb so schnell wie möglich wiederherzustellen?

Ein Vorteil, den wir als großes und breit aufgestelltes Unternehmen haben, ist, dass wir auf einer einheitlichen Cloud-basierten Basis-Infrastruktur aufsetzen können. Diese Grund-Infrastruktur wird von unseren zentralen Experten betreut und überwacht. Diese Spezialisten sorgen für die stabile Bereitstellung von Computing-Nodes, Networking und Datenbanken und weiterer Basis-Infrastruktur für den Betrieb unserer containerisierten Anwendungen. Nebst unserem Publishing-Portfolio werden darauf weitere Netcetera-Anwendungen betrieben, die z.T. noch deutlich höhere Anforderungen an Verfügbarkeit und Vertraulichkeit haben. So vertrauen z.B. Banken und Kreditkartenherausgeber auf der ganzen Welt auf unsere PCI-DSS zertifizierten 3D Secure Services.

Wie ist das IT-Operation-Management-Team von Netcetera strukturiert, um eine zuverlässige und effektive Servicebereitstellung sicherzustellen?

Wir haben ein 7/24 Application Support Team für alle unsere betriebenen Lösungen – dazu gehören nicht nur unsere Publishing-Plattform, sondern auch die Netcetera Card Payment-, Banking- und Immobilien-Portale. Dieses permanente Team kann reagieren bei außerordentlichen Ereignissen, wie z.B. DDoS-Attacken oder Ausfall von externen Cloud-Infrastruktur-Ressourcen, und weitere Spezialisten aufbieten, falls sie das Problem nicht selbst lösen können.

Prinzipiell ist es aber so, dass es keine klare Trennung der Bereiche Infrastruktur und Entwicklung der Software-Lösung gibt – die Infrastruktur ist Teil der Lösung. Die Entwicklungsteams sind verantwortlich für die Stabilität ihrer Lösung und selbst daran interessiert, dass ihre Software auch nachts um 3 Uhr und an Wochenenden einwandfrei funktioniert.

Welche Trends und zukünftigen Entwicklungen sehen Sie im Bereich IT-Operation Management und Cloud-Services, die für Verlage relevant sein könnten?

Auf einige Entwicklungen und Trends konnte ich bereits in den anderen Fragen eingehen. Weitere Themen, die wir beobachten, sind:

  • Nachhaltigkeit und “Green Computing”:  Vor allem Datencenter haben eine grosse Hebelwirkung, wenn es um energieeffiziente und emissionsarme Bereitstellung von Rechenleistung geht. Da kommen die ökonomische und ökologische Motivation zusammen, bei denen auch wir als Kundin dieser Services Verantwortung übernehmen müssen.
    Noch mehr in den Fokus wird in Zukunft das nachhaltige Entwickeln von Code rücken. Effiziente Algorithmen brauchen weniger Energie. Wenn man z.B. dasselbe Ergebnis mit weniger KI-Abfragen erreicht, profitieren wiederum beide, die Umwelt und das Portemonnaie.
  • Low-Code / No-Code: Diese Technologien werden gerade bei Verlagen bereits intensiv für das Prototyping eingesetzt, sowie in Situationen, bei denen Automatisierungen ohne IT-Abteilung erzielt werden sollen.
    Für komplexere und nachhaltigere Softwareprojekte bin ich skeptisch, was den Nutzen dieser Tools betrifft: öfters sprechen fehlende Wartbarkeit sowie die beschränkten Ausbaumöglichkeiten gegen den Einsatz dieser Plattformen. Das kann sich aber ändern.
  • AIOps: die Überwachung und präventive Wartung von IT-Systemen werden in Zukunft noch mehr profitieren von den Möglichkeiten des maschinellen Lernens. Auch wird die verbesserte Analyse der System-Auslastung zu noch mehr Ressourcen-Optimierung führen.
  • DevOps, IaC, GitOps: diese bereits reiferen Technologien sollten in allen Verlagsinfrastrukturen bereits zur Anwendung kommen. Bei uns gelten sie als Standard.
  • Und natürlich KI allgemein: Auf KI basierte Technologien wie LLMs oder Vektor-Datenbanken eröffnen neue Möglichkeiten, z.B. für die Such-Funktion auf Zeitungsportalen oder auch innerhalb des CMS als Recherche-Funktion für die Redaktionen.