Interview mit Prof. Dr. Thomas Höppner zu den Herausforderungen von KI-Tools für die Medien

Prof. Dr. Thomas Höppner ist Partner der Anwaltskanzlei Hausfeld Rechtsanwälte in Berlin. Sein Schwerpunkt ist das europäische und deutsche Kartellrecht sowie das Immaterialgüterrecht. Aktuell liegt ein Schwerpunkt der Beratung auf den regulatorischen Reformen im Bereich digitaler Märkte und künstlicher Intelligenz.

Im Rahmen der neuen Digitalkonferenz MVFP Future Media Now wird Höppner über die Herausforderungen für die Medienwelt angesichts von ChatGPT, Bard und Co. sprechen – wir haben ihm bereits einige Fragen vorab gestellt:


MVFP Akademie: Herr Prof. Dr. Höppner, was wären aus Ihrer Sicht die größten Fehler die Verlage in Bezug auf KI machen könnten?

  1. Sich von KI-Anbietern mit gegenläufigen Wirtschaftsinteressen abhängig zu machen.
  2. Das Vertrauen in den Verlag und die Presse insgesamt durch einen nicht hinreichend kontrollierten Einsatz von KI aufs Spiel zu setzen.
  3. Inhalte ohne technische Vorkehrungen zum Schutz gegen generative KI zu verbreiten.
  4. Der kommerziellen Fremdverwertung ihrer Inhalte durch KI-Anbieter tatenlos zuzusehen.
  5. Die Bedrohung ihrer Geschäftsmodelle durch Big Tech KI-Presse zu unterschätzen. 

MVFP Akademie: Das Thema KI ist mittlerweile omnipräsent, gerade bei rechtlichen Fragen gibt es aber Unsicherheiten. Wie schaut es im Bereich der rechtlichen Regulierung aus und warum ist es für Verlage so wichtig, dass es diese Regulierungen gibt?

Ohne einen modernen gesetzlichen Rahmen, der die wichtigen Leistungen von Verlagen effektiv vor einer wirtschaftlichen Ausbeutung durch Technologieunternehmen und ihren freien Zugang zu Lesern schützt, sind selbst die innovativsten Geschäftsmodelle von Verlagen zum Scheitern verurteilt. Generative KI-Systeme können digitale Inhalte in Echtzeit beliebig umwandeln und die regenerierten Inhalte als vermeintlich eigene Inhalte weltweit verbreiten und vermarken. Will man Anreize für Investitionen in journalistische Beiträge erhalten, bedarf es eines Rechtsrahmens, der die Leistungen der Presse wirksam schützt und so private Medien als Institution und vierter Gewalt im Staat vor ihrer vollständigen Marginalisierung bewahrt.

MVFP Akademie: Worauf möchten Sie bei Ihrem Vortrag auf der Future Media Now den Fokus setzen?

Darauf, dass jede Bemühung, KI für die Produktion eigener Inhalte zu nutzen, wertlos ist, wenn diese Inhalte dann von KI-Anbietern vermarktet werden.

Mehr Infos zur Future Media Now Konferenz und Tickets gibt es hier: MVFP Future Media Now – MVFP Akademie (mvfp-akademie.de)