Interview mit Sophie Ronczka

Sophie Ronczka ist selbstständig als Podcast-Produzentin und Content Creator, ist Co-Host des hy Podcasts und dort auch verantwortlich für die Redaktion und moderierte im März 2024 den digitale Ableger der MVFP Future Media Now Konferenz. In diesem Interview spricht Sie über Podcasts als starkes Medium zur Markenbildung und direkten Draht zur Zielgruppe.

MVFP Akademie: Welche Vorteile bietet das Medium Podcast für die Markenbildung im Vergleich zu anderen Kanälen wie Social Media oder auch traditioneller Werbung?

Sophie Ronczka: Podcasts haben den Vorteil, dass sie eine tiefgreifende Interaktion mit der Zielgruppe schaffen. Gerade im Vergleich zu traditioneller Werbung, aber auch zu sozialen Medien bieten Podcasts sich an, wenn wir in kontinuierlichem und engem Austausch mit der Community bleiben wollen. Wir können durch die Länge einer Folge mehr Inhalte transportieren und mehr von uns selbst zeigen. So ermöglichen Podcasts den Marken, sich als vertrauenswürdige Quelle zu positionieren, indem sie zum einen Fachwissen teilen und zum anderen eine persönliche Verbindung zu den Hörern aufbauen. Man spricht dann auch von einer parasozialen Beziehung. Sie entsteht, wenn ein Hörer eine emotionale Verbindung zu den Hosts oder Sprechern des Podcasts entwickelt, obwohl der Host keine direkte Kenntnis von der Existenz
des Hörers hat. Und ganz wichtig ist meiner Meinung nach der Punkt, dass es ein „Nebenbei-Medium“ ist. Wir können unseren Lieblingspodcast überall hin mitnehmen: zum Sport, auf die Autofahrt oder auch beim aufräumen zuhause.

Wie können Unternehmen den spezifischen Charakter von Podcasts nutzen, um ihre Markenidentität und -botschaften effektiv zu kommunizieren und sich als Vordenker zu positionieren?

Unternehmen können eigene Podcasts erstellen, die sich auf Themen konzentrieren, die mit ihrer Branche, ihren Produkten oder ihrer Zielgruppe zusammenhängen. Durch die Schaffung hochwertiger Inhalte können sie sich als Autorität und Vordenker in ihrem Bereich etablieren und Expertise demonstrieren. Der Podcast Host fungiert dann als Markenbotschafter. Es ist wichtig, dass die Integration von Markeninhalten organisch und nicht zu aufdringlich erfolgt, um die Authentizität des Podcasts zu bewahren. Unternehmen können so authentisch den narrativen Charakter von Podcasts nutzen, um Geschichten zu erzählen, die ihre Markenidentität und -werte vermitteln. Durch das Teilen von Erfolgsgeschichten, Kundenfeedback oder Einblicke hinter die Kulissen können sie eine emotionale Verbindung zu ihrem Publikum aufbauen.

Gäste des Podcasts können Experten aus den eigenen Reihen aber auch andere Branchenexperten sein. Die eigenen Experten sollten zudem ermutigt werden auch in anderen relevanten Podcasts als Gäste aufzutreten. Auf diese Weise kann die eigene Markenpräsenz erhöht und gleichzeitig die Glaubwürdigkeit gestärkt werden. Die Interaktivität von Podcasts kann genutzt werden, um eine engagierte Community aufzubauen. Dies kann durch die Einbindung von Hörerfragen, Feedback oder Diskussionen in den Episoden geschehen. Durch den direkten Austausch mit dem Publikum können Unternehmen wertvolle Einblicke gewinnen und eine loyale Anhängerschaft aufbauen.

Welche Rolle spielen Storytelling und Authentizität in Podcasts, wenn es darum geht, eine starke Markenpräsenz aufzubauen?

Authentizität ist das A und O. Ohne authentisch zu sein und auch mal den ein oder anderen Blick hinter die Fassade zuzulassen, wird es schwer, eine emotionale Bindung zu den Hörern und Vertrauen in die Marke aufzubauen. Teilen Marken persönliche Geschichten, Erfahrungen und Einblicke, kann eine einzigartige Verbindung zur Zielgruppe entstehen. Denn das ist eine der größten Stärken des Storytellings: Einzigartigkeit zu zeigen.
Unternehmen sollten Geschichten erzählen, die nicht nur unterhaltsam sind, sondern auch einen klaren Zweck haben und die Markenwerte vermitteln. Also authentische Geschichten, die die Mission, Vision und Werte der Marke reflektieren.

Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Podcast-Inhalte die Zielgruppe
ansprechen und Mehrwert bieten, gleichzeitig aber auch die Markenwerte vermitteln?

Dafür gibt es verschiedene Strategien. Unternehmen sollten als übergeordnetes Ziel ihre Zielgruppe genau verstehen. Ihre Bedürfnisse kennen, wissen wo ihre Interessen und Präferenzen liegen. Das schaffen sie durch Marktforschung und Datenanalysen. Basierend auf der Zielgruppenanalyse sollten Unternehmen dann einen Content-Plan entwickeln, der sowohl die Interessen der Zuhörer anspricht, aber auch die Markenwerte vermittelt. Da sind wir wieder beim Thema Authentizität. Wenn ich mich für meine Zielgruppe verbiegen muss, dann sollte ich überprüfen, ob bei der Zielgruppenanalyse nicht ein Fehler passiert ist.
Eine weitere Möglichkeit ist der direkte Austausch mit der Community. Also, die Meinungen und Rückmeldungen der Zielgruppe aktiv einbeziehen, um sicherzustellen, dass die Podcast-Inhalte den Bedürfnissen und Erwartungen der Zuhörer entsprechen. Das geht am besten durch Umfragen, Feedback-Schleifen oder die Einbindung von Hörerfragen und -kommentaren.

Welche KPIs (Key Performance Indicators) oder Messgrößen sind besonders relevant, um den Erfolg eines Podcasts als Instrument zur Markenbildung zu bewerten?

Zu den wichtigen KPIs gehören die Anzahl der Downloads, die Hördauer und die Anzahl der Abonnenten. Diese Zahlen drücken aus, wie beliebt der Podcast allgemein ist; so kann die Reichweite gemessen werden. Eine steigende Anzahl von Downloads und Abonnements bedeutet, dass der Podcast erfolgreich ist und man sich auf dem richtigen Weg befindet.
Aber auch das Engagement auf Social-Media-Plattformen und die Anzahl positiver Bewertungen ist sehr wichtig. Diese Metriken geben Aufschluss darüber, wie gut unser Podcast bei der Zielgruppe ankommt und ob er zur Markenbildung beiträgt.
Dabei finde ich es besonders spannend zu schauen, an welcher Stelle einer Folge Hörer abspringen, neu anfangen oder sogar mehrmals hören. Je nachdem können wir beispielsweise Rubriken, die häufig übersprungen werden, überdenken oder Formate, die gerne gehört werden, ausbauen.

Welche Tipps gibst du Unternehmen, die gerade erst damit beginnen, Podcasts als Teil ihrer Marketingstrategie zur Markenbildung einzusetzen, um einen erfolgreichen Start zu gewährleisten?

Das wichtigste beim Podcast ist, dass die Leidenschaft für die Inhalte transportiert wird. Also sollten Unternehmen schauen, was sind unsere Werte, was ist unsere Motivation und welche Botschaft wollen wir senden. Das sollte immer das Wichtigste sein, um authentisch aufzutreten.
Erzählen Sie Geschichten, die Ihre Markenwerte und -botschaften reflektieren, und bieten Sie den Zuhörern echten Mehrwert, sei es durch informative Inhalte, unterhaltsame Erzählungen oder praktische Ratschläge. Wichtig ist es klare Ziele zu setzen, wie z.B. die Steigerung der Markenbekanntheit, die Positionierung als Branchenexperten, die Förderung neuer Produkte oder Dienstleistungen usw. Unternehmen sollten die eigene Zielgruppe dafür genau kennen. Identifizieren Sie Bedürfnisse, Interessen und Vorlieben der Zuhörer; nur dann können sie Inhalte schaffen, die zielgruppenübergreifend gehört werden. Qualität geht dabei über Quantität. Niemand hört gerne eine kratzige Audiospur oder schlecht zusammengewürfelte Inhalte. Jede Podcastfolge sollte hohe Produktionsqualität aufweisen, sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch auf die Audioqualität. Die Investition in geeignete Aufnahmeausrüstung, professionelle Bearbeitung und qualifizierte Sprecher oder Gastgeber ist ratsam und lohnend zugleich.
Und ein Tipp, der mir immer gegeben wird: Podcast-Episoden sollten regelmäßig und konsistent veröffentlicht werden, um das Interesse der Zuhörer aufrechtzuerhalten und eine treue Hörerschaft aufzubauen.

Inwiefern können Gäste oder Kooperationspartner dazu beitragen, die Glaubwürdigkeit und Reichweite eines Podcasts zu steigern und somit auch die Marke positiv zu beeinflussen? Entsteht so automatisch auch Markenloyalität?

Wenn ein Podcast regelmäßig renommierte Experten oder Branchenführer als Gäste
präsentiert, dann zahlt das natürlich auch auf die Glaubwürdigkeit des Podcasts ein. Die Zuhörer werden die Inhalte als vertrauenswürdiger empfinden, da sie von Fachleuten präsentiert werden, die über relevante Kenntnisse und Erfahrungen verfügen. Außerdem bringen Gäste oft ihre eigenen Anhängerschaften und Netzwerke mit in den Podcast. Das erweitert dann wieder die Reichweite des Podcasts. Verschiedene Gäste mit unterschiedlichen Hintergründen, Meinungen und Perspektiven sorgen auch für mehr Vielfalt Das kann die Aufmerksamkeit neuer Zielgruppen auf sich ziehen und zahlt dann abermals auf die Reichweite ein.

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