Mobile Storytelling: Kern und Ausgangspunkt ist immer das Nutzerbedürfnis
Mobile Endgeräte sind heute der wichtigste Zugang zu journalistischen Inhalten. Verlage und Medienhäuser erhöhen ihre Gesamtreichweite und damit schlichtweg ihre Relevanz durch die digitalen und mobilen Angebote enorm. Alleine in Deutschland sind finden diese bereits 2,12 Millionen Nutzer (pro Erscheinungsintervall). So ist es kaum verwunderlich, dass 75% aller VDZ Mitgliedsverlage im Mobile-Geschäft die größten Wachstumschancen sehen
(Quelle: VDZ Trend Umfrage).
Mit den Endgeräten ändern sich jedoch Nutzungsroutinen und Tonalität, Inhaltsformate und Distributionen — kurz die Anforderungen an das eigentliche Produkt. Journalisten bieten die Endgeräte eine neue, fesselnde Art Geschichten entstehen zu lassen und den Lesern zu präsentieren.
Statt Berührungsängste zu schüren gilt es sich der Herausforderung “Mobile Storytelling” zu stellen. Kreativer Journalismus ist gefragt um neue Produktideen zu entwickeln! Im Interview mit Christian Hanke, Creative Director bei Edenspiekermann erzählt der Experte wie im Workshop “Neue Erzählformate für Smartphones entwickeln” am 3. Mai 2016 in Berlin, mit Hilfe wirksamer und pragmatischer Innovationsmethoden neue Formen des Storytellings enstehen.
Das Smarthphone als wichtigster Zugang zu journalistischem Content, soweit klar. Aber welche Anforderungen ergeben sich daraus konkret für die heutige Inhalteproduktion?
So ziemlich viele! Der Kontext der mobilen Nutzung von Nachrichten muss in Sprache, Tonalität, Interaktionsmöglichkeiten, Aufbereitung, Distribution, Segmente und Rhythmus bedacht werden. Nur zwei Dinge greife ich besonders heraus: Wo früher Print sich die Unterschiede der Wochentage zu eigen machte muss besonders mobile die unterschiedlichen Tagesmomente und deren Bedürfnisse kennen und sich zu Nutze machen. Und zweitens kann die Aufbereitung eine wahnsinnig wichtige Rolle spielen. Die Erwartungen an eine neue spielerische und gleichzeitig hochwertige Anmutung – wie der Nutzer es von sonstigen mobile Erlebnissen gewohnt ist – ist leider immer noch so selten.
Wie gehen wir bei der Produktentwicklung vor? Wie gewährleiste ich dabei eine bedürfnisorientierte Formatentwicklung und welche Rolle spielt das User Testing?
Kern und Ausgangspunkt ist immer ein Nutzerbedürfnis. Damit starten wir und so stellen wir sicher, dass wir auch ein echtes Problem lösen und nicht für die Kollegen arbeiten. Und für manche Journalisten ist das der erste positive Einblick in das Phänomen Leser außerhalb von Hasskommentarspalten.
Mit welchen Innovationsmethoden arbeiten wir im Seminar und wie können diese auch im redaktionellen Alltag nachhaltig eingesetzt werden?
Wir werden uns mit Methoden des Design Thinking bedienen, welche in den letzten zwei Jahren in Newsrooms immer wichtiger werden. Ganz speziell werden wir eine spielerische Methode einsetzen, die speziell für Redakteure entwickelt wurde und bereits mehrfach erprobt ist und so auch ihre Tauglichkeit im echten Leben bestätigt hat.
Stichwort „Prototyping“, wie werden die im Workshop entwickelten Produktideen anschließend greifbar gemacht?
Zunächst einmal skizzieren wir mit Papierprototypen. Aber dann werden einfache Prototyping-Apps einsetzen, welche die Teilnehmer sich kostenlos auf dem Smartphone installieren können und diese danach fleißig weiter einsetzen. So nimmt jeder Teilnehmer Praxis-Wissen mit nach Hause und kann dies an seine Kollegen weitergeben. Das motivierte bisher ungemein.